Der Nahe Osten war noch nie so nah
RTL-Chefreporterin Antonia Rados zu Gast beim KSK-Wirtschaftsforum
Das Thema konnte aktueller nicht sein. „Der Nahe Osten im Umbruch: Auswirkungen auf Deutschland und Europa“ stand über dem Vortrag, den RTL-Auslands-Chefreporterin Antonia Rados vor 550 Zuhörern beim Wirtschaftsforum 2015 der Kreissparkasse Saarlouis hielt. Als Krisen- und Kriegsberichterstatterin ist die Österreicherin seit mehr als 30 Jahren tätig und gilt als eine der profiliertesten deutschsprachigen Fernsehjournalistinnen und profunde Kennerin der arabischen Welt.
Rados erzählt spannend und analysiert die politische Lage der „chaotischen Seite des Mittelmeer-Raumes“ mit historischen Bezügen und besonderem Blick auf die vielen unterschiedlichen Interessen, die Einfluss auf die Groß-Region nehmen. Sie zeichnet aber auch das Bild einer überwiegend jungen Bevölkerung der arabischen Welt, die - oft nur schlecht ausgebildet und vielfach arbeitslos - ihr Recht und ihre Zukunftschancen suchen. „Die ganze Region braucht Stabilisierung“, so ihr Fazit, allerdings mit recht gedämpfter Hoffnung.
„Natürlich habe ich Angst, wenn ich in Krisenregionen reise, wie jeder andere auch“, gesteht die Nahost-Expertin. Dann trägt sie ein Kopftuch, „damit fällt man weniger auf“. Und eine Prognose: Der Schrecken der Pariser Anschläge werde noch lange nachhallen. Das wurde auch bei den zahlreichen Fragen deutlich, denen sich die seit 25 Jahren in der französischen Hauptstadt lebende Journalistin nach ihrem Vortrag stellte.
Nachdenkliche Worte auch vom KSK-Vorstandsvorsitzenden Horst Herrmann, der bei der Begrüßung der Gäste davor warnte, nach den schlimmen Ereignissen in Paris Vertriebene, Flüchtlinge und Asylsuchende mit Terroristen gleich zu setzen. „Für viele Menschen im Nahen Osten sind dies Zeiten, in denen ihre Existenz, ihre weitere Lebensperspektive in Frage gestellt ist“, so Herrmann. Die Auswirkungen für Europa und Deutschland jedenfalls seien immens, sowohl hinsichtlich Fragen der Sicherheit als auch der Integration. Stoff genug auch noch für Diskussionen beim anschließenden Beisammensein.