Saarländische Sparkassen behaupten sich in schwierigem Umfeld
Bilanzsumme steigt auf 20,76 Milliarden Euro – Kreditgeschäft unterstützt regionale Wirtschaft – Anlageverhalten im Wandel
Saarbrücken, 30. April 2025 – Die Sparkassen im Saarland haben sich auch 2024 als Stabilitätsanker in einem von Unsicherheiten geprägten Umfeld behauptet. Im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz am 30. April 2025 präsentierten Cornelia Hoffmann-Bethscheider, Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar, und Dr. Christian Molitor, Geschäftsführer des Verbandes, die aktuellen Geschäftszahlen sowie eine Einschätzung zur konjunkturellen Entwicklung im Saarland.
Seit drei Jahren prägt eine „Zeitenwende“ das wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld – mit geopolitischen Spannungen, steigenden Kosten, einer Wohnungsbaukrise und verunsicherten Unternehmen und Haushalten. Die Sparkassen-Finanzgruppe Saar begegnet diesen Herausforderungen mit Klarheit, Nähe und Verantwortung.
„Gerade in wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten geben die Sparkassen Orientierung und Stabilität“, so Hoffmann-Bethscheider. „Wir stehen verlässlich an der Seite unserer Kundinnen und Kunden – mit starker regionaler Präsenz, fairer Beratung und zielgerichteter Finanzierung.“
Stabile Erträge, solide Ergebnisse – Sparkassen behaupten sich im Markt
Die sechs saarländischen Sparkassen konnten ihre Position am Markt festigen: Die Bilanzsumme stieg auf 20,76 Milliarden Euro (+ 1,8 %). Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag bei 1,07 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Das Betriebsergebnis vor Steuern erreichte 117,3 Millionen Euro, bzw. 0,57 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Cost-Income-Ratio belief sich auf 59,3 %. Der Zinsüberschuss stieg auf 405,8 Millionen Euro – trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein solides Ergebnis. Er lag bei 1,99 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Der Provisionsüberschuss lag bei 128,1 Millionen Euro, was eine Steigerung von 4,4 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
„Diese Bilanzzahlen 2024 der saarländischen Sparkassen zeigen: Unsere Sparkassen wirtschaften mit Augenmaß – effizient, krisenfest und verlässlich für die Menschen in der Region“, erklärte Präsidentin Hoffmann-Bethscheider.
Wohnbau und Immobilienkauf: Sparkassen vernetzen Finanzierung, Beratung und Förderung
Die saarländischen Sparkassen reagieren auf die Belebung des Immobilienmarkts mit neuen, ganzheitlichen Lösungen. So soll 2025 das bundesweite Programm „Rund um die Immobilie“ auch im Saarland etabliert werden. Es vereint Immobiliensuche, Erwerb, Finanzierung, Versicherung und Modernisierung unter einem Dach – digital gestützt und mit persönlicher Begleitung. „Wenn es darum geht, Wandel zu ermöglichen und gezielt Impulse zu setzen, sind wir Sparkassen bereit – mit Lösungen, die nah an den Menschen und ihren Bedürfnissen sind“, stellte Cornelia Hoffmann-Bethscheider fest.
Im Bereich Wohnungsbau setzen Bund und Land weitere wichtige Impulse: Die bundesweite Wohnraumoffensive wird durch das Programm „Junges Wohnen“ gezielt unterstützt. Geplant sind eine Verdopplung der Fördermittel, die Einführung einer „WG-Garantie“ für Auszubildende und Studierende sowie ein „Wohnungsbau-Turbo“, der Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen soll. Auch auf Landesebene werden klare Zeichen gesetzt: Seit 2023 hat das Saarland im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung bereits einen dreistelligen Millionenbetrag verplant.
„Wir begrüßen ausdrücklich, dass junge Menschen, Familien und Menschen mit begrenztem Einkommen stärker in den Blick genommen werden“, sagt die Sparkassenverbandspräsidentin. „Besonders erfreulich ist, dass das Saarland bereits einen dreistelligen Millionenbetrag für die soziale Wohnraumförderung verplant hat. Das zeigt: Es bewegt sich etwas. Jetzt kommt es darauf an, diese Mittel zügig in konkrete Projekte zu bringen – und genau da kommen unsere Sparkassen ins Spiel“, so Hoffmann-Bethscheider.
Die zugesagten Immobilienkredite stiegen im Jahr 2024 auf 1,05 Milliarden Euro (+ 32,9 %). Auch der Bestand an Wohnungsbaukrediten erhöhte sich spürbar auf 7,42 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,14 Mrd. Euro).
„Immer mehr Saarländerinnen und Saarländer entscheiden sich für bestehende Immobilien“, erklärt Cornelia Hoffmann-Bethscheider. „Gemeinsam mit der LBS Saar unterstützen die saarländischen Sparkassen sie dabei – mit passenden Finanzierungen für den Kauf und die nachhaltige Modernisierung von Bestandsimmobilien“, so die Präsidentin weiter.
Die Darlehenszusagen für Unternehmen und Selbstständige beliefen sich auf 861,6 Millionen Euro (+ 4,1 %), der Kreditbestand lag bei 6,26 Milliarden Euro. Im Privatkreditbereich zogen die Zusagen deutlich an: 902,7 Millionen Euro (+ 29,2 %), der Bestand lag bei 6,54 Milliarden Euro (+ 1,9 %).
Investitionen stärken die regionale Wirtschaft
Insgesamt vergaben die saarländischen Sparkassen im Jahr 2024 Investitionskredite in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro. „Die hohen Investitionskredite zeigen, dass die saarländischen Sparkassen Verantwortung für die nachhaltige Wirtschaftstransformation im Saarland übernehmen“, betont Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider. „Mit gezielten Finanzierungen unterstützen wir Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen dabei, den Wandel aktiv zu gestalten – für eine starke und zukunftsfähige Region. Klar ist aber auch: Es reicht nicht, einfach nur mehr Geld bereitzustellen. Damit Investitionen schneller in die Umsetzung kommen, brauchen wir dringend Bürokratieabbau und eine konsequente Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren.“
Finanzierung von Kommunen
Der Kreditbestand der Kommunen sank leicht auf 1,45 Milliarden Euro (–5,1 %). Gründe dafür sind unter anderem Förderunsicherheiten, haushaltspolitische Zurückhaltung und langwierige Genehmigungsprozesse. „Gerade dann, wenn Investitionen schwerfallen, braucht es verlässliche Partner – unsere Sparkassen stehen zu unserer Verantwortung für die kommunale Entwicklung“, so Hoffmann-Bethscheider.
Sparverhalten verändert sich
Die Spareinlagen sanken zwar auf 2,73 Milliarden Euro (–11 %), während Termingelder auf 1,77 Milliarden Euro (+11,1 %) und Eigenemissionen auf 1,14 Milliarden Euro (+71 %) stiegen. „Viele Kundinnen und Kunden entscheiden sich bewusst für Eigenemissionen der Sparkassen – also für festverzinsliche Wertpapiere, die direkt von den Instituten herausgegeben werden“, so Cornelia Hoffmann-Bethscheider. „Sie bieten attraktive und planbare Erträge und bleiben zugleich im regionalen Wirtschaftskreislauf – das schafft Vertrauen.“
Wertpapiergeschäft trotzt Unsicherheiten
Die Sparkassen haben diesen Trend im Jahr 2024 deutlich gespürt: Das Wertpapiergeschäft hat sich erfreulich entwickelt. Der Umsatz stieg um +20,77 % auf insgesamt 2,60 Milliarden Euro. Besonders gefragt waren fondsbasierte Lösungen.
Die im Frühjahr 2025 verkündeten US-Strafzölle auf europäische Industrie- und Konsumgüter haben laut DekaBank zu erheblichen Kursschwankungen und wirtschaftlicher Unsicherheit geführt. Erwartet werden ein Wachstumsdämpfer von bis zu 0,5 Prozentpunkten in der Eurozone, eine mögliche Rezession in den USA und Vertrauensverluste bei klassischen „sicheren Häfen“ wie US-Staatsanleihen. Gleichzeitig legte der DAX seit Jahresbeginn 2025 um über 12 % zu.
„Unsere Expertinnen und Experten aus der Sparkassenorganisation und der DekaBank sind sich einig: Die aktuellen Handelskonflikte sorgen für Unruhe an den Märkten – aber sie sind kein Grund zur Panik“, sagte Cornelia Hoffmann-Bethscheider. „Wer langfristig denkt, breit streut und professionell begleitet wird, kann auch in bewegten Zeiten Vermögen aufbauen und erhalten.“
Digitalisierung und Infrastruktur – stark in der Region, ausgezeichnet im Test
„Unsere Kundinnen und Kunden erwarten heute flexible Lösungen – und wir bieten sie: digital, persönlich und sicher“, erklärt Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider. Die Sparkassen im Saarland investieren gezielt in ihre digitale Infrastruktur und verbinden moderne Services mit regionaler Nähe. Ein Beispiel ist die Sparkassen-App (S-App), die bundesweit von über 18 Millionen Menschen genutzt wird – im Saarland von rund 250.000 Kundinnen und Kunden. Die App wurde von Stiftung Warentest und anderen Finanzmagazinen mehrfach als Testsieger ausgezeichnet – für Übersicht, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit.
Starker Arbeitgeber – Sparkassen investieren in Menschen
Die Sparkassen-Finanzgruppe Saar bleibt eine wichtige Arbeitgeberin in der Region – mit rund 4.300 Mitarbeitenden und einem klaren Bekenntnis zur Ausbildung. Während in einigen Branchen Ausbildungsplätze abgebaut werden, halten die Sparkassen ihre Ausbildungsleistung bewusst stabil – und setzen damit ein Zeichen für langfristige Fachkräftesicherung.
Aktuell befinden sich rund 250 junge Menschen in Ausbildung oder Traineeprogrammen. Jedes Jahr starten etwa 100 Berufseinsteigerinnen und -einsteiger ihre Laufbahn bei einer saarländischen Sparkasse. „Wer heute in Menschen investiert, sichert die Zukunft seiner Organisation – und stärkt zugleich die Region“, so Cornelia Hoffmann-Bethscheider. „Wir bieten jungen Menschen Perspektiven, Entwicklungsmöglichkeiten und sinnstiftende Aufgaben – mitten im Saarland.“
Risikovorsorge und Bewertung
„Auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten halten wir die Balance zwischen Vorsicht und Handlungsfähigkeit“, betont Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider.
Im Jahr 2024 haben die saarländischen Sparkassen für das Kreditgeschäft eine Risikovorsorge in Höhe von 15,3 Millionen Euro gebildet. Diese Zahl reflektiert die vorausschauende und realistische Einschätzung der Sparkassen, die frühzeitig mögliche Risiken identifiziert und damit ihre Stabilität gewahrt haben.
Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen blieb die Sparkassen-Finanzgruppe auch im Bereich der Bewertungsergebnisse stabil. Das Bewertungsergebnis von 95,6 Millionen Euro bzw. 0,47 % der durchschnittlichen Bilanzsumme zeigt, dass die Sparkassen ihre Risikoposition sorgfältig und realistisch bewertet haben. Diese vorausschauende Risikosteuerung hilft dabei, wirtschaftliche Schwankungen abzufedern und die langfristige Verlässlichkeit der Sparkassen zu sichern.
Das Eigenkapital stieg auf 2,28 Milliarden Euro, was einen Anstieg von +8,1 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
„Die Sparkassen im Saarland haben auch in herausfordernden Zeiten ihre Verantwortung konsequent wahrgenommen. Durch eine proaktive Einschätzung der Risiken und eine solide Risikovorsorge haben wir unser Geschäft stabilisiert und unser Eigenkapital gestärkt. So konnten wir auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten als zuverlässige Partner für die Region agieren und unsere Verantwortung gegenüber den Menschen und Unternehmen im Saarland wahrnehmen“, so Hoffmann-Bethscheider abschließend.
Saar-Konjunktur 2025: Schwache Impulse, hohe Planungsunsicherheit
Die saarländischen Sparkassen blicken mit Zurückhaltung auf die wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr. Die Lage bleibt angespannt, insbesondere in jenen Bereichen der saarländischen Wirtschaft, die stark vom Export, der Industrieproduktion und internationalen Lieferketten abhängig sind.
„Die schwache Nachfrage aus dem Ausland, die zögerliche Investitionstätigkeit und die extreme Unsicherheit im internationalen Umfeld bremsen die wirtschaftliche Dynamik im Saarland“, erklärt Dr. Christian Molitor. Neue Strafzölle auf europäische Industriegüter – insbesondere im Automobilbereich – könnten direkt und indirekt viele branchenprägende Unternehmen der Region treffen. Wechselnde Zoll- und Handelsstrategien der US-Regierung schaffen zusätzliche Unsicherheiten.
Gleichzeitig ordnet der Verbandsgeschäftsführer die wirtschaftliche Tragweite ein: Ein Großteil des Außenhandels erfolgt innerhalb der EU, was stabilisierend wirken dürfte. Für stark exportorientierte Industrieunternehmen könne die Unsicherheit dennoch erheblich sein.
Viele Unternehmen verschieben Investitionen, prüfen neue Absatzmärkte oder Lieferwege – was sich auch auf die Kreditnachfrage auswirken kann. Bürokratische Anforderungen und ausstehende Förderbescheide sorgen zusätzlich für Planungsunsicherheit. Auch an den Kapitalmärkten ist diese Entwicklung spürbar.
„Unsere saarländische Wirtschaft, gerade die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, haben sich in der Vergangenheit als stabil und sehr anpassungsfähig erwiesen – sei es während der Corona-Krise oder bei Lieferkettenproblemen. Diese Flexibilität wird jetzt wieder erforderlich sein“, so Dr. Molitor. „Unsere Sparkassen begleiten die saarländischen Unternehmen auch weiterhin – mit Erfahrung, Weitblick und pragmatischen Lösungen.“
Ob die Haushalts- und Wirtschaftspolitik der neuen Bundesregierung die Konjunkturentwicklung stützen kann, sei bisher offen. Voraussetzung ist eine zügige Umsetzung der geplanten Sonderkredite für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz.
Vor diesem Hintergrund rechnet die Sparkassen-Finanzgruppe Saar mit keiner grundlegenden konjunkturellen Belebung im Jahr 2025. Die Institute erwarten eine verhaltene Kreditnachfrage und hohen Beratungsbedarf.
Politischer Ausblick: Reformen jetzt umsetzen
Die Sparkassen-Finanzgruppe Saar sieht wie auch der DSGV im Koalitionsvertrag der Bundesregierung eine Reihe richtiger und wichtiger Vorhaben: Dazu gehören die steuerliche Förderung von Investitionen, die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Begrenzung von Energie- und Stromkosten.
„Was wir brauchen, ist ein Klima des Ermöglichens – nicht des Verhinderns“, betont Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider. „Die Sparkassen stehen bereit, ihren Beitrag zur Transformation zu leisten. Aber sie brauchen dazu verlässliche politische Rahmenbedingungen.“
Die Sparkassen-Finanzgruppe Saar und der DSGV erkennen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wichtige Impulse, insbesondere die steuerliche Förderung von Investitionen, die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Begrenzung von Energie- und Stromkosten. Entscheidend ist nun die zügige, sichtbare und wirksame Umsetzung dieser Vorhaben.
Zugleich appellieren die saarländischen Sparkassen an die europäische Politik, insbesondere an die EU-Kommission, den Rat der Europäischen Union und das Europäische Parlament, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern. „Europa muss zum Ermöglicher werden“, so Hoffmann-Bethscheider. „Wir brauchen weniger Bürokratie und mehr Investitionsanreize, damit Unternehmen in Europa wieder wachsen und innovativ sein können.“
Klar ist für die saarländischen Sparkassen auch: Eingriffe in die dezentralen Strukturen oder die Institutssicherungssysteme, wie sie in den Koalitionsverhandlungen in Berlin diskutiert wurden, wären ein falsches Signal. „Unsere Stärke ist unsere Regionalität – und das Vertrauen, das daraus entsteht. Wer daran rührt, gefährdet genau das, was unsere Finanzgruppe erfolgreich macht“, betont Präsidentin Hoffmann-Bethscheider.